1000 Worte und ein Bild

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte … aber noch mehr sagt ein Bild mit dazu passendem text

Kleiner Dreh mit grosser Wirkung

Eisskulptur am Bach - Frost und Eis verwandeln fliessendes Wasser in lebendige Motive - krueger-naturfoto
Ice-Man

Ungewöhnliche Bilder entstehen oft dann, wenn man den Blickwinkel auf eine Sache verändert und sein Sujet zum Beispiel aus der Froschperspektive oder von oben fotografiert. Nicht immer aber hat man eine Leiter oder eine Flugdrohne dabei und manchmal (besonders bei strengem Frost) erkennt man während der Aufnahme gar nicht, dass man ein besonderes Motiv vor sich hat.

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Bionik für Faschingsnasen

Gruener Farn auf alter Weinmauer aus Kalksteinen - Krueger-Naturfoto
Der seltene Schriftfarn Asplenium ceterach

Seit die Menschen existieren nutzen sie die Vielfalt der Natur auch für eigene technische Erfindungen. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist der Klettverschluss, dessen Prinzip den Hafthäkchen der Klettfrüchte abgeschaut ist. Aber wussten Sie schon, dass die vom Wind verbreiteten Sporen der Farnpflanzen Vorbild für Papierkonfettis sind? Und nicht nur das: Die vor allem bei Kindern beliebten, ausblasbaren bunten Papierrollen haben ihre Entsprechung in dem eingerollten Farnwedel auf dessen Unterseite die Sporenkonfettis haften. Nicht Weintrauben oder Hopfenblüten müssten deshalb die Symbole der närrischen Zunft sein, sondern ein grüner eingerollter Farnwedel.

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Gruen-gelber Tagfalter an einer Haendelwurz-Orchidee
Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) im Orchideenwald

 

Wenn die ersten Zitronenfalter wie fliegende Zitrusfrüchte durch den Wald zittern und flattern, dann ist der Frühling nicht mehr fern. Gonepteryx rhamni gehört zu den wenigen heimischen Tagschmetterlingen, die bei uns überwintern und schon an warmen Märztagen aktiv sind. Der wissenschaftliche Name leitet sich übrigens von Pteryx für „Flügel“ und „Gonos“ für (gebeugtes) Knie und bezieht sich auf die geknickte Flügelspitze ...

 

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Der einzige seiner Art

Der Alpenrachen ist eine monotypische Art des Hochgebirges
Der Alpenrachen ist eine monotypische Art des Hochgebirges

Beim Wandern in den Alpen stolperte ich in etwa 1500 m Höhe über diese hübsche Blume, die mich zunächst etwas ratlos machte. Wir wollen ja immer sortieren und katalogisieren, aber davor steht erst einmal die simple Identifizierung des Fundes. Irgendetwas hatte das Pflänzchen an sich, das mich irritierte, so dass ich es in den sich öffnenden Kategorien “Rachen- oder Lippenblütler“ nicht wirklich einordnen konnte. Die kniehohe Staude wehrte sich bildlich gesprochen mit allen Blüten- und Grünblättern gegen mein Schubladendenken und so machte ich ein paar Belegfotos für die spätere Bestimmung.

Das erwies sich als eine gute Idee, denn ich hatte in dem Geröllfeld den Alpenrachen Tozzia alpina entdeckt. Diese Pflanze ist der alleinige Vertreter innerhalb der Gattung Tozzia, das heißt, auf der ganzen Welt gibt es nur eine einzige Tozzia-Art - nämlich unsere goldgelb im Halbschatten blühende Schönheit. Der Taxologe, also der Wissenschaftler, der sich mit der Systematik der Lebewesen beschäftigt, nennt solche Arten monotypisch. Bekannte monotypische Arten sind der Ginkgobaum oder das Schnabeltier, also fast immer hoch interessante einzigartige Wesen. Das Besondere am Alpenrachen ist seine phytoparasitische Lebensweise: Als Jungpflanze schmarotzt Tozzia unterirdisch an Alpendost und Pestwurz bis er mit der Ausbildung eigener grüner Blätter selbstständig zur Assimilation fähig ist. Positiver ausgedrückt könnte man sagen, dass der Alpenrachen mit geringstem Einsatz das Maximum (an Nährstoffen) für sich herausholt. Der abgebildete Alpenrachen ist zum Glück nicht der letzte seiner Art, wohl aber der einzige seiner Gattung. Verschwindet die Art dann stirbt mit ihr gleich die ganze Gattung aus. Das gilt übrigens auch für den Menschen, den einzigen aktuellen Vertreter der Gattung Homo. Damit dürfte auch klar sein, dass ein Mensch ein Mensch und nichts als ein Mensch ist - egal wie unterschiedlich die einzelnen Individuen in Aussehen und Verhalten überall auf der Welt sein mögen. Ein unscheinbares Kraut am Wegesrand kann also durchaus einen Denkanstoß für philosophische Betrachtungen geben.


Wundersame Waldameisen

Waldameisenhaufen in der Fichtenschonung
Waldameisenhaufen in der Fichtenschonung

Wenn man von Ameisen spricht, dann immer im Plural. Ameisen sind das Musterbeispiel für das Scheitern der Individualität und die Macht der Gemeinschaft. Dieses Funktionieren des Einzelnen im Insektenstaat und die hierarchische Einteilung in Funktionseinheiten imponiert und irritiert uns gleichermaßen. Aber stimmt das wirklich? Ordnet sich das Individuum dem Gemeinwohl bis hin zur Selbstaufgabe unter oder vermuten wir das, weil wir nur aus Menschensicht denken können und uns kaum in die Gefühlswelt eines Insekts hineinversetzen können, ja sogar Probleme mit der Vorstellung eines fühlenden Kerbtieres haben?

Es gibt kulturgeschichtliche Untersuchungen*, die aufzeigen, dass Ameisenpopulationen von uns Menschen je nach Zeitepoche als Beispiele für einen totalitären Staat oder auch für vorbildliche Basisdemokratie angesehen werden. Eins ist aber sicher: Alle bekannten Insektenstaaten sind reine Frauenstaaten, das heißt die Konditionierung der Königin und ihr Wohlergehen bestimmen die Stärke der Insektengemeinschaft. Aus heutiger Sicht werden soziale Insektenstaaten oft als Superorganismus bezeichnet und bei der Forschung über Schwarmintelligenz genauer untersucht.

Wenn Sie bei einem Waldspaziergang an einem Ameisenhügel vorbeikommen, dann nehmen Sie sich einmal die Zeit und schauen Sie sich das scheinbar chaotische Treiben etwas genauer an. Und dann stellen Sie sich vor, dass alle Ameisenhaufen eines Waldes ober- und unterirdisch miteinander verbunden sind und die Tiere sich so untereinander verständigen können. Genau das vermutet man nämlich. Wundersame Waldameisen.

 

* https://www.swr.de/swr2/wissen/ameise-ameisenstaat-symbol-projektionsflaeche/-/id=661224/did=14218316/nid=661224/7lt4ao/index.html


Volle Kanne ...

Europäische Seekanne im Katzenbuckelsee [UKR20190728_0075]
Europäische Seekanne im Katzenbuckelsee [UKR20190728_0075]

… blüht zurzeit die Seekanne (Nymphoides peltata) im malerischen Katzenbuckelsee. Nicht jedes Jahr strecken sich die aparten sonnenblumgelben Blüten in so hoher Anzahl in die saubere Luft des Odenwaldes. Wenn Sie die höchste Erhebung zwischen Heidelberg und Heilbronn noch nicht kennen, dann sollten Sie die Gunst der Stunde nutzen und einen Wanderausflug mit Seekannenbesichtigung planen. Die Seekanne wurde 2006 zur Wasserpflanze des Jahres gewählt und gilt als besonders schützenswert. Die Blätter der Pflanze erinnern an die der Teichrosen, die fünflappigen Blüten an ein schwimmendes Enziangewächs. Tatsächlich hat man die zu den Fieberkleegewächsen gehörende Seekanne früher zu den Enziangewächsen gezählt. Das Vorkommen im Katzenbuckelsee dürfte das einzige in der ganzen Neckar-Odenwaldregion sein. Vielleicht mag die seltene Pflanze den mineralienhaltigen Schlamm im ehemaligen Trichter des erloschenen Vulkans.


Das mutigste Wesen der Welt ...

Griechische Landschildkroete frisst Erdbeere
Kassiopeia beim Verspeisen einer Erdbeere

... ist für mich eindeutig unsere Griechische Landschildkröte mit dem poetischen Namen Kassiopeia.

Warum? Weil diese Schildkröte – wie alle Schildis, die ich kenne – bis unter den Panzer voller Selbstbewusstsein steckt, weil sie der Nachbarskatze immer eine kalte Reptilienschulter zeigt, weil sie weder vor Krähen noch vor Ratten Respekt hat, weil sie immer ihren Dickkopf durchsetzt, aber dabei niemals anderen schadet, weil sie gut abwägt und dann rasch ihren Entschluss umsetzt, weil sie überzeugte Vegetarierin ist, aber niemals so dogmatisch, dass sie einen zufällig entdeckten Regenwurm als Futter verschmähen würde, weil sie das macht, was für sie gut ist, ohne zu wissen, dass das auch für andere gut ist.

 

Ich glaube, dass wir sehr viel – gerade in diesen Zeiten – von Schildkröten lernen können. In diesem Sinne: Viel Spaß mit Kassia beim genüsslichen Verspeisen einer Erdbeere.

 


Das Medeakraut: Schön aber giftig

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) hat es in sich [UKR20100921_0094]
Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) hat es in sich [UKR20100921_0094]

Wunderschön erblüht im Oktober die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) vor allem auf feuchten, nährstoffreichen und lehmigen Wiesen und Weiden. Die Blütenstände erinnern an Krokus oder Safran, worauf auch der englische Name “Autumn Crocus“ verweist. Die Pflanze überwintert als Knolle und treibt im Frühling lilienförmige Blätter aus, die sich bis zum Herbst fast völlig zurückgebildet haben, so dass dann nur die auffälligen Blüten sichtbar sind. Die Samen werden nach der Fruchtreife vom Wind und Ameisen verbreitet. Alle Bestandteile der Blume enthalten ein starkes Zellgift (Colchicin), selbst Kühe oder Ziegen verschmähen deshalb die Pflanze als Futter. Früher wurde die Herbstzeitlose als Heilmittel bei Gicht und Rheuma verwendet, allerdings dürfte die angemessene Dosierung das reinste Russisch Roulett gewesen sein. Auf die enorme Giftigkeit der Pflanze verweisen auch die derben volkstümlichen Namen, wie zum Beispiel Teufelsbrot, Leichenblume oder Hennenverrecka. Der wissenschaftliche Gattungsname bezieht sich auf das antike Kolchis an der Ostküste des Schwarzen Meers. Dort lebte die Königstochter Medea, die unter Verwendung von Herbstzeitlosen aus ihrem Garten eine junge Nebenbuhlerin ermordet haben soll, in die sich ihr Ehemann verliebt hatte. Wie so üblich in einem echten Drama blieb es nicht bei einer Toten: Die eigenen Kinder und der untreue Gatte verloren am Ende ihr Leben während Medea auf einem Drachen entschwand.


Kompass im Wald

Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)

In unseren Wäldern gibt es kaum eine schönere und giftigere Blütenpflanze als den Roten Fingerhut, der häufig massenhaft auf Kahlschlägen, Lichtungen und Waldrändern vorkommt. Die Giftigkeit lässt sich auf verschiedene Digitaloide zurückführen, die in der Medizin auch zur Stärkung der Herzaktivität eingesetzt wurden und werden. Zum Glück sind Vergiftungen beim Menschen selten, da alle Pflanzenteile bitter schmecken. Wer gerne auf hohem Ross durch den Wald reitet, sollte darauf achten, dass sein Pferd nicht an den Giftglocken knabbert. Die Robustheit des Pferdemagens kann nämlich keineswegs mit der Toxizität der Pflanze mithalten. Für Hummeln und viele andere Insekten stellen Fingerhutblüten allerdings eine wichtige Nahrungsquelle im Wald dar. Die auffälligen weiß-umrandeten Saftmale interpretiert man als optische Wegweiser, die das Insekt zu den Pollen im Innern der Blüte lenken sollen. Viele Legenden ranken wie wilder Efeu rund um den Fingerhut. Besonders nett ist die Vorstellung, dass die Blüten gerne als Elfenhüte oder Zwergenmützen verwendet werden. Der englische Name foxglove beruht auf der Vorstellung, dass sich Füchse die Blüten über die Füße stülpen, um auf „lautlosen Pfoten“ in den Hühnerstall zu schleichen. Kein Märchen ist dagegen die Tatsache, dass die Pflanze auch als Kompass genutzt werden kann. Wer sich bei bedecktem Wetter im Wald verirrt, der sollte sich nach Digitalis umsehen: Die Blüten richten sich stets mit der Öffnung nach Süden aus. Sicherheitshalber sollte man sich dabei jedoch nicht auf eine Einzelpflanze verlassen, sondern in diesem Fall ausnahmsweise der Meinung der Mehrheit folgen.


Friedlicher bombinator

Gelbbauchunken bei der Paarung [UKR20120608_0143]
Gelbbauchunken bei der Paarung [UKR20120608_0143]

Eines meiner Lieblingstiere ist die Gelbbauchunke. In Wikipedia wird sie etwas respektlos als „spitzwarziger Froschlurch“ beschrieben. Für mich ist die kleine Unke ein Pionier, ein amphibischer Held, der seinen Nachwuchs selbst kleinsten Wasserpfützen anvertraut. Ihr wissenschaftlicher Name Bombina variegata leitet sich von dem lateinischen Wort „bombus“ – tiefer Ton – ab und bezieht sich auf den Unkenruf, der jedoch eher wie ein Gänsekrächzen klingt - und welches Tier hat schon herzförmige Pupillen? Ich jedenfalls erwische mich regelmäßig dabei, dass ich Pfützen im Wald oder am Flussufer nach Unken “abscanne“. Dabei sind kleine Wellen, erzeugt von den abtauchenden Feuerkrötchen, verräterische und eindeutige Hinweise auf ihr Vorkommen. Die Gelbbauchunke zeigt ihre wunderschöne, gelbe Unterseite mit den schwarzen Tintenklecksen nur in Schreckstarre oder wenn man sie auf den Rücken dreht (was ihr aber gar nicht gefällt). Das Bauchmuster ist so individuell wie unser Fingerabdruck und ermöglicht es, einzelne Tiere sicher zu identifizieren. Fotos von der Unkenhochzeit sind nicht so häufig. Hier habe ich zwei verliebte Unken mit langer Brennweite im Naturschutzgebiet Taubergießen am Oberrhein fotografiert.


Ein Hauch von KANADA im südlichen Odenwald

Reisenbach im Winter [UKR20110130_0149]
Reisenbach im Winter [UKR20110130_0149]

Die poetische Bezeichnung Winterhauch für den Gebirgsrücken zwischen Mudau und Waldbrunn spiegelt das raue Klima der Gegend wider, die nicht umsonst und etwas respektlos als Badisch-Sibirien bezeichnet wird. Dabei sorgt das kühle Mittelgebirgsklima am Fuße des Katzenbuckels oft genug für verschneite und malerische Winterimpressionen. Der frische Wind auf dem Winterhauch weckt auch die Interessen der Energiewirtschaft: so schwebt über der Heimat von Schwarzstorch und Uhu ein Damoklesschwert in Form eines 200 ha großen Windradparks. Die Pläne für den Bau der Großanlage liegen aufgrund naturschutzrechtlicher Bedenken und regionalem Widerstand aus der Bevölkerung erst einmal auf ... Eis. ;-)


Die spinnen, die Spinnen

Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) [UKR20090925_0085]
Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) [UKR20090925_0085]

In Gärten und auf Wiesen, an Waldrändern und in Parkanlagen - aber auch mitten in der Stadt - sind sie unübersehbar: Die bis zu 1,5 cm groß werdenden weiblichen Gartenkreuzspinnen. Die Männchen sind deutlich kleiner und befinden sich meistens in sicherer Entfernung am Rande des Netzes. Das hat seinen guten Grund, denn die kräftige Spinnenfrau verspeist schon mal ihren Gatten nach dem Sex. „Mach die Fliege, Alter!“, gilt also auch und vor allem für Spiderman, der sein Samenpaket erfolgreich an die Frau gebracht hat. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, da die Männchen das Samenpaket mit den Kiefern an das Weibchen übergeben. Aber auch für das Weibchen läuft die Zeit ab: Nachdem es die befruchteten Eier in einen Winterkokon verpackt hat, stirbt es. Die Babyspinnen schlüpfen noch vor dem Winterbeginn aus den Eiern, verlassen ihre schützende und wärmende Seidenhülle aber erst im Frühling und verbringen dann als selbstständige Jungspinnen ein ganzes Jahr bevor sie im Folgejahr nach der abschließenden Reifehäutung selbst geschlechtsreif werden. Es existieren also immer gleichzeitig einjährige und zweijährige Kreuzspinnen. Die Kreuzspinne mag gefährlich aussehen, ist aber für den Menschen vollkommen harmlos und ein nützlicher Schädlingsvertilger. Untersuchungen haben ergeben, dass alle Spinnenarten in einem Hektar Wiesenfläche jedes Jahr die unglaubliche Menge von 50.000 kg Insekten fangen.

Falls Sie einmal eine schaukelnde Spinne im Netz entdecken sollten, so werden Sie gerade Zeuge eines sehr interessanten Abwehrverhaltens. Durch die Schwingungen ist die Spinne für Vögel nicht mehr so leicht als Beute zu entdecken: ihre Umrisse verschwimmen und die Spinne versteckt sich sozusagen unter einem beweglichen Tarnanzug. Die spinnen, die Spinnen? Ja natürlich, aber das klug und mit System.


Von pfeifenden Murmeln und dem Glück der Großfamilie

Murmeltiere im Karwendelgebirge
Murmeltiere im Karwendelgebirge

Schon lange wollte ich Murmeltiere in freier Wildbahn fotografieren, aber nicht dort wo man per Seilbahn bequem bis unter den Gipfel katapultiert wird und auf halbzahme Tiere trifft, sondern wo sich Mensch und Murmel noch mit Respekt und gegenseitiger Neugier begegnen. So einen Ort hatte ich mir im wunderbaren Karwendelgebirge, genauer auf der Grasbergalm unterhalb des 2011 m hohen Kompar ausgesucht. Anfang Mai ist das Rißbachtal noch nicht so überlaufen wie im Sommer und ich begegnete auf der 3-stündigen Wanderung zur Hochalm keiner Menschenseele. Aber wo versteckten sich die Murmeltiere? Früher nahm man an, dass spezielle Wächtertiere die anderen Murmel durch lautes Pfeifen vor Feinden warnen. Heute geht man davon aus, dass einfach das Tier warnt, das zuerst eine Gefahr wittert. Ich bin mir da nicht so sicher. Als ich an der Almhütte Rast machte, waren die Murmel mucksmurmelstill. Kein Pfeifer verriet mir ihre Anwesenheit. Erst als ich den Wanderweg verließ und auf dem Berghang nach “meinen“ Murmeln suchte, schrillten die Pfiffe, woraufhin die ganze Murmelfamilie wild durcheinander kollerte und in ihren Baulöchern verschwand. Jetzt hieß es für mich hinsetzen und warten. Es dauerte nur wenige Minuten bis die ersten neugierigen Köpfe aus dem Bau lugten, aber ganze zwei Stunden bis mich die Tieren auf Fotodistanz von etwa 8 Metern näher kommen ließen. Manche Tiere akzeptierten meine Anwesenheit ohne sichtliche Reaktionen, andere blieben stets wachsam, pfiffen mich regelrecht aus, wenn ich einen Mindestabstand unterschritt. Zumindest in diesem Familienverband übernahmen die Tiere also durchaus unterschiedliche Aufgaben, die am besten zu ihrem jeweiligen Charakter “passten“. Es gab in der Gruppe die Pfeifer, die Coolen, die Vorsichtigen, die Ängstlichen und die Ignoranten. Das Verhalten der Murmel scheint keineswegs so umfassend erforscht zu sein, wie man das bei einem so bekannten Alpentier vermuten würde. Vielmehr zeigen die Murmeltiere ein komplexes und vielschichtiges Sozialverhalten und sind bestimmt noch für einige verhaltensbiologische Überraschungen gut. 


Namen gesucht

Dieser hübsche Käfer gehört zu den Kurzflügler, die hierzulande eher unbekannt sind
Kurzfluegler (Platydracus stercorarius)

Hoppla, kennen Sie dieses Tier? Sechs Beine? Also ein Insekt. Soweit so einfach. Dann aber wird es knifflig. Falls Sie spontan auf einen Käfer tippen, der irgendwie anders aussieht, liegen Sie schon ganz dicht an der Wahrheit. Dieser kleine Goldgräber wurde von der Wissenschaft Platydracus stercorarius getauft, aber bis in unsere Sprachregion hat es der hübsche Kerl leider noch nicht geschafft. Die Engländer nennen ihn etwas despektierlich rove beetle, aber damit meinen sie auch 2000 andere mitteleuropäische Kurzflüglerarten. Tatsächlich handelt es sich bei den Kurzflüglern um räuberisch im Erd- oder Steinreich lebende Miniaturkäfer. Aufgrund ihrer Kleinwüchsigkeit und versteckten Lebensweise, bekommen wir sie nur selten zu Gesicht und kennen sie deshalb nicht. Das ist eigentlich schade, denn die Kurzflügler sind eine äußerst interessante Tiergruppen, haben sie doch die käfertypischen harten Flügeldecken nachträglich wieder zurückgebaut, um in ihrem Lebensraum unter der Erde beweglicher agieren zu können. Fliegen können die Käferchen trotzdem noch, nur die durchsichtigen Hinter Flügel müssen vor jedem Abflug erst umständlich entfaltet und nach der Landung ebenso aufwändig wieder verstaut werden.

Tja, auch in der Evolution kann man nicht alles haben und die Kurzflügler haben sich eben für ein unterirdisches Leben von der Natur „optimieren“ lassen.

Unser hübscher Platydracus, der übrigens mit bis zu 2 cm Länge ein richtiger Gigant unter den Kurzflüglern ist, sollte also nicht unbenannt nach Beute jagen. Geben wir ihm einen passenden Namen! Mein Favorit wäre Goldglänzender Flachdrache aber sicherlich fällt Ihnen spontan noch etwas Besseres ein. Der schönste oder originellste Namensvorschlag wird hier veröffentlicht und der/die Sieger/in erhält ein kleines Buchgeschenk. Nomen est omen!



Das Besondere im Gewöhnlichen finden

Sonnenuntergang bei Caorle - Abendstimmung am Meer - Wolkenhimmel nach Gewitter
Schutzgebiet Vallevecchia Brussa östlich von Caorle (Italien). Die Aufnahme entstand kurz nach Sonnenuntergang. Das i-Tüpfelchen ist das 2-mastrige Schiff hinter dem Deich am Horizont.

Selten standen Regenwolken so hoch im Kurs wie zurzeit während der aktuellen Hitzewelle. In der Naturfotografie werden Wolken oft nur als mehr oder weniger langweiliges Hintergrundelement zur Kenntnis genommen, bestenfalls unterstreichen sie die Dramatik eines Gewitters oder einer wild-romantischen Gebirgskulisse. Als Hauptmotiv werden Wolken jedoch nur selten professionell abgebildet. Ihre Allgegenwärtigkeit macht sie scheinbar gewöhnlich. Auch ich habe Wolken als explizites Fotomotiv bisher nicht besonders ernst genommen. Wolken sind fast immer vorhanden, so dass sie als Motiv nichts Besonderes sind, so dachte ich. Dass Wolken zu den spannendsten und vielfältigsten Naturmotiven gehören, habe ich erst vor kurzem begriffen. Der Wind macht Wolken lebendig und Bewegung ist immer eine gute Voraussetzung für spannende Naturfotos. Mit dem Weitwinkelobjektiv erfassen Sie die räumliche Dimension und bringen Tiefe ins Bild. Ein Polfilter oder ein Graufilter, der auch mit einem Farbfilter kombiniert werden kann, erhöht die Farbsättigung und den Kontrast. Wenn der Wind die Wolken vor sich her treibt, entstehen so interessante Wischaufnahmen. Probieren Sie es einmal aus und lassen Sie Ihre Wolkenschlösser Wirklichkeit werden. Die Ergebnisse werden Sie positiv überraschen.